von Markus Hackl.

Nach einer kleinen Erweiterung meiner Anlage im Jahr 2015 habe ich nun auch Platz, um etwas anderes als Obenschwerter zu züchten. Dass es ein Kurzflosser werden sollte, war auch von vornherein klar, da durch meine Zuchtmethode (Männchen mehrerer Stämme im selben Becken) für ausstellungswürdige Triangel der Platz zu klein ist.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich von unserem Kollegen Stefano Menapace, dass er Panda- Guppys züchtet und so bat ich ihn um ein Männchen. Erster Schritt getan, doch mit was sollte ich dieses Tier verpaaren? Mein Gedanke war, dass ich ein Rundschwanz- Weibchen einkreuze, um so vielleicht eine bessere Schwanzflossenform zu erzielen. Auch wollte ich durch das autosomale Gen Störzbach eine hellere Farbe im Vorderkörper erreichen (kann ja sein, dass es möglich ist, da Wiener Smaragd Tiere gelb metallisch wirken, wenn sie reinerbig auf Störzbach und Blond sind). Von unserem Kollegen Hermann Ernst Magoschitz erhielt ich dann im Jänner vorigen Jahres ein paar Mikarif (= Störzbach+ filigran). Er gab mir Männchen und Weibchen, jedoch sollte dem Männchen die halb offene Aquarienabdeckung zum Verhängnis werden. Also blieben mir drei Mikarf- Weibchen (zwei ältere, vorbefruchtete und ein Jungtier). Die Weibchen sahen sehr unterschiedlich aus. Zwei Weibchen hatten einen deutlichen gelben Schimmer im oberen Bereich des Schwanzstiels und die Schwanzflosse war gelblich gefärbt. Einem anderen Tier wiederum fehlte die gelbe Farbe am Schwanzstiel, dafür hatte es eine rötliche Sattelfarbe, und die Schwanzflosse war leicht rötlich gefärbt.

Ich habe alle Weibchen mit meinem Panda Männchen von Stefano in ein Becken gegeben und gewartet. Wie das Schicksal es will, sind die beiden (vorbefruchteten) Weibchen mit dem gelben Schimmer nach dem Werfen im Ansatzbecken gestorben und fast alle Jungfische wurden von den anderen Tieren gefressen. Die überlebenden Jungen gab ich Stefano, und es entwickelten sich daraus Mikarf. Also blieb mir nur das junge Weibchen mit der rötlichen Schwanzflosse, wo ich auch einen recht großen Wurf aufziehen konnte. Die Ausgangstiere sind in Abbildung 1 gezeigt.

Abbildung 1: P- Generation: Ausgangstiere für Panda- Projekt (Weibchen aus Rundschwanz Mikarif- Stamm von Magoschitz)

Die Jungen entwickelten sich hervorragend. Die ersten Männchen begannen sich schnell einzufärben und zeigten eine rot-schwarz- gesprenkelte Schwanzflosse, die Weibchen nur etwas Schwarz. Die Theorie, dass Panda Guppys durch die Grundfarbe Pink „unterdrückte“ Moskauer Triangel sind, wurde durch meine Tiere unterstützt. Alle Tiere waren Grundfarbe grau und bildeten recht gute Triangel aus (und erreichten auch 80 Punkte bei der 135. Leistungsschau). Als Guppyzüchter interessiert mich auch  die Genetik der Tiere (oder soweit wir Hobbyisten es uns mit den Mendel’schen Regeln zusammenreimen können). Nachfolgend sind Bilder der F1- Tiere gezeigt.

Abbildung 2: F1- Männchen 4 Monate alt

Abbildung 3: F1- Weibchen 4 Monate alt. Deutlich ist MBAG im rechten Bild zu sehen

Abbildung 4: F1- Tiere 9 Monate alt

Was besonders beim Vergleich von Abbildung 2 und Abbildung 4 auffällt ist, dass Rücken- und Schwanzflosse mit zunehmenden Alter dunkler werden, bzw. die roten Bereiche überdecken. Was jedoch bleibt, ist ein im Vergleich zum Vorderkörper verhältnismäßig heller Schwanzstiel mit orangem Fleck. Viele Moskauer Tiere zeigen eine einheitliche Färbung am gesamten Körper. Dass diese einheitliche Färbung aus zwei „Teilen“ besteht, wissen Züchter manchmal nicht. Der „zweite Teil“ von Moskau- blau (oder grün) wird durch das sogenannte MBAG oder MBEG (Moscow blue additional gene, Moskau Blau Ergänzungs- Gen) ausgeprägt. MBAG ist phänotypisch dem Halbschwarz (Nigrocaudatus-Ni) ähnlich, aber oft nicht so intensiv ausgeprägt bzw. ist auch manchmal nicht als schwarz erkennbar. Hätten die reinerbig pinken Tiere Halbschwarz in sich, dann würde der Schwanzstiel pink/rosa erscheinen (Pingu- Guppy). Abbildung 3 zeigt ein F1- Weibchen mit MBAG sehr deutlich.

Was kann man nun aus diesen Beobachtungen schließen? Das P- Männchen (P= Parental- Generation) vererbt „Moskauer“ über das Y- Chromosom, wenn man die F1- Tiere mit anderen Moskauern (zu sehen z.B. bei unserem internationalen Championat) vergleicht. Auf dem X- Chromosom trug das Männchen vermutlich MBAG. Oder auch nicht. Leider hatte ich auch Weibchen in der F1, die kein Schwarz im Schwanzstiel zeigten. Ob MBAG sich unterschiedlich stark ausprägt oder es sich doch anders vererbt kann ich hier nicht sagen, viele andere Züchter sind der Meinung, dass es sich über das X-Chromosom vererbt.

Was wir jedoch vom P- Weibchen erahnen können, ist eine Vererbung von Rot, sowohl in der Dorsale als auch Caudale. Falls Rot auch am Körper vererbt wird, ist dieses durch das Moskauer überdeckt, nur der orange Fleck am hinteren Ende des Schwanzstils könnte vielleicht vom Weibchen stammen. Das P- Weibchen hatte ich Stefano gegeben und er setzte es mit den Mikarif, die er zuvor von mir bekommen hatte, nochmals an. Die Jungen aus dieser Verpaarung waren Rundschwanz Mikarif und Filigran. Also kann man davon ausgehen, dass das Weibchen mischerbig (heterozygot) auf Störzbach ist.

Die „Genetik“ der P- Generation kann man nun wie folgt annehmen: Das Männchen ist Grundfarbe pink, besitzt daher die autosomal rezessive Mutation „pk“ auf beiden Allelen (also pk pk; =reinerbig). Die Geschlechtschromosomen können mit YMoskauXMBAG angenommen werden. Das P- Weibchen vererbt, wie oben erwähnt, teilweise Störzbach „St“ (St st; =mischerbig) und auf den Geschlechtschromosomen XRotXRot. Jedoch möchte ich an dieser anmerken, dass dies nur Annahmen sind und sich die Farbschläge bei anderen, ähnlichen Stämmen anders ausprägen können. Auch spielen zahlreiche autosomale Faktoren zusätzlich in der Entwicklung und Ausprägung von Farbzellen eine Rolle. Jedoch genügt es für Hobbyzüchter oft, die beobachteten Merkmale in eine „Schublade“ zu stecken.

Zurück zum eigentlichen Vorhaben. Ich wollte mir einen Panda Stamm aufbauen. Um die ursprüngliche Kombination von YMoskauXMBAG/pkpk wieder zu erhalten, war eine Geschwisterpaarung notwendig. Da auch Störzbach involviert ist und um eine ausreichende „Selektionsbasis“ zu bekommen, hatte ich 7 Weibchen mit 4 Männchen verpaart und je einen Wurf aufgezogen.

Wie sich nach dem ersten Wurf in der F2 zeigte, war das Panda- Ausgangstier auch mischerbig auf die Grundfarbe Gold (was bei Pandas oft der Fall ist). Somit sind in der F2 zu den mindestens zwei verschiedenen X- Chromosomen auch drei autosomal rezessive Gene (Störzbach, Pink und Gold) im Spiel. Dass mich die unterschiedlichen Kombinationen überrascht haben, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.

Was nun aus der F2 wurde, werde ich später berichten. Soviel vorweg: Dem ausführlichen Text werden mehr Bilder folgen. Ein kleiner Vorgeschmack ist in Abbildung 5 gegeben. Welche Kombination an Merkmalen hat dieses Tier wohl?

Abbildung 5: F2 des Panda- Experiments